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Warum das Welios ein Flop wurde...und was man besser machen könnte

Ich werde immer wieder gefragt, was ich vom WELIOS halte. Nun, ein Science-Center ist wie jeder Erlebnispark eine tolle Einrichtung. Bloß wurden beim Konzept und beim Bau wieder einmal ohne Phantasie gearbeitet, was sich auch auf Betrieb und Vermarktung auswirkt. Auch so ein herausragendes Beispiel, wie in Wels phantasielos gewerkelt wird. So wie die Innenstadtgestaltung phantasielos ausschaut, so schaut der Rest aus.

2003 gab es einen Wettbewerb, wo die ersten Landesgartenschauen veranstaltet werden sollen und ich habe für die kleine Gemeinde St.Martin im Mühlkreis das Projekt eines Garten-Erlebnisparks ausgearbeitet und für eine Landesgartenschau 2005 eingereicht (dass das Wiederaufleben der Landesgartenschauen nach dem Flop in Gmunden 1999 vom Bad Haller Bürgermeister initiiert worden war und ihm die erste Landesgartenschau 2005 in die Hand versprochen wurde, wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht, der „Wettbewerb" war eine Farce). Jedenfalls tigerte ich mich in die Thematik ein und machte mich gehörig schlau, was man bei einem Erlebnispark machen muss und was man vermeiden soll. (Danke auch an Norbert Altenthöner, Mitautor des Buches "Erlebniswelten und Tourismus" siehe Google-Books und seinen Mediendienst bei themata.com)

Beim Welios ging nun schief, was schief laufen konnte. Weil ich sehenden Auges erkannte, wie sie sich verrennen und 22 Millionen Euro verbraten werden, schickte ich damals dem verantwortlichen Geschäftsführer der Errichtungsgesellschaft einen Brief und auch einen Brief an Bürgermeister Dr. Koits. Beide dürften ihn ignoriert haben. Beilage war ein Artikel von Heinz Rico Scherrieb (Freizeitforscher, Buchautor und mittlerweile Professor an der Wiener Wirtschsaftsuni) mit den 
4 Todsünden bei Projektplanungen im Freizeitbereich
  • Todsünde Nr.1 : Nicht der Kunde (Gast) stand im Mittelpunkt der Unternehmenskonzeption sondern die Idee oder die Vision des Unternehmers
  • Todsünde Nr.2 : Die Einzugsbereiche wurden überschätzt
  • Todsünde Nr.3 : Die Architekten erhielten eine dominierende Rolle
  • Todsünde Nr.4 : Mangelnde Zukunftsplanung.
(nachzulesen in dieser pdf-Datei)

Mindestens 3 dieser „4 Todsünden“ wurden begangen. 
1.) Das primäre Anliegen war doch, das unspektakuläre Wissensthema „Erneuerbare Energien" rüberzubringen, nicht etwa Fun & Thrill oder Unterhaltung zu bieten. Aber Wissen wird in einem Erlebnispark nur nebenher konsumiert.
3.) Für den Bau wurde viel Geld ausgegeben (22 Millionen Euro, wovon 10 Millionen die Stadt investierte) und 
4.) für den Betrieb blieb zuwenig übrig (Jahresbudget im ersten Jahr 2012 1,2 Millionen). 

So architektonisch schön und gelungen der Bau auch ist, er sieht eher nach „Modernes Verwaltungsgebäude der Elektrizitätswerk Wels AG" aus, denn nach einem Erlebnispark. Da haben der echt sehenswerte Erlebnispark „Vulkania" in Frankreich oder der Zoo Salzburg ein besseres Mini-Glashaus  als das Energiespar-Welios, und beide haben null mit erneuerbarer Energie zu tun (Bild vom Zoo-Tropenhaus).
„Erlebnisdramaturgie“ ist auch für die Bauwerke eines Erlebnisparks nötig. Das WELIOS Science-Center müsste sich demgemäß präsentieren als Energie-Maschine mit bewegten Teilen. Eine zur Architektur mutierte Weltmaschine (weltmaschine.at). So aber wurde es ein netter nüchterner Zweckbau (schöne moderne Architektur zwar) aber wie er auch in Hintertupfing stehen könnte.
"Fast alle Parks, die in wirtschaftliche Schwierigkeiten gekommen sind, haben nicht beachtet, daß Freizeitparks dem Theater und dem Kulissenbau viel näher stehen, als dem Städtebau. Das Resultat war, daß bis zu 80 % des Baubudgets in „Festbauten" gesteckt wurden. (...) Für das Publikum zählt ausschließlich der Attraktionswert und das heißt letztlich alles was es anschauen, fahren oder tun kann." So Heinz Rico Scherrieb (siehe oben). Gecheckt? Und weiter: „Werden aufgrund der Überschätzung der Einzugsbereiche und der Akzeptanz des Produktes und aufgrund konzeptioneller Fehler beim „ersten Wurf" alle finanziellen Mittel „verspielt" und treten sogar erhebliche finanzielle Unterdeckungen" auf, so hat dieser Park keine Chance, durch regelmäßige Neuinvestitionen und Expansionen sein Produkt nicht nur aktuell zu halten sondern auch dem Trend der Zeit und der Nachfrage anzupassen"

Da wurde ein Flop konzeptionell errichtet, ein Flop gebaut und es wurde ein Besucherzahlen-Flop (5.500 im Jänner 2012, 1.500 im Jänner 2013 bei nachrichten.at ) und jetzt muss der schlechte Ruf mit viiiiiel Geld geflickt werden.



Aber um nicht nur zu nörgeln und zu kritisieren, wie könnte das Welios noch gerettet werden?


A) Das Welios braucht wie jeder Erlebnispark und wie jeder Shop Abwechslung und muss dies auch kommunizieren. Damit die Besucher mehrmals im Jahr kommen.

Der Tiergarten Schönbrunn muss jedes Jahr ein neues Gehege zeigen; der Vogelpark Schmiding braucht jedes Jahr eine neue Attraktion; H & M räumt das bestehende G'wand laufend um, die Pullover nach links, die Pullover nach rechts, das Aktuelle nach vorne, Schnäppchen nach vorne, damit die Kundinnen den Eindruck haben, das Angebot ändert sich schneller als tatsächlich; Ikea baut laufend die Ausstellung um. Und auch Ischgl braucht jede Saison ein neues Event.
In Chaumont-sur-Loire in Frankreich gibt es ein berühmtes Gartenfestival, bei dem jedes Jahr 20 verrückt-durchgeknallte Schaugärten gezeigt werden. Rund 17 werden jedes Jahr wieder abgebaut, nur die 3 beliebtesten Highlights bleiben bestehen. Wer die sehenswerte Schau sehen will, MUSS jedes Jahr hinfahren, weil er/sie sonst wirklich was versäumt. Genauso funktionieren die für knapp eine Woche errichteten Schaugärten bei der Chelsea Flower Show in London. Wer nicht hinfährt, versäumt etwas. In Wels passen ans Traunufer zwischen alter Traunbrücke und neuer Traunbrücke „100 Reihenhausgärten an der Traun", 100 Parzellen mit 10 x 10 Meter, durch einen Spazierweg verbunden. DAS wäre auch eine Attraktion für Wels und es bliebe noch Platz für die Zufahrtsstraße, für Jogger und als Hundeklo. Und auch diese Schaugärten müssten jedes Jahr neu errichtet werden. Beginnend mit 20 Gärten á 8.000 Euro = €160.000,-. Eintritt 4 Euro (für Auswärtige) und dann müssen nur mehr jährlich 40.000 zahlende Gäste kommen, damit sich der Gartenbau rechnet. Und fürs Folgejahr ist dann vielleicht Geld für 30 neue Schaugärten da (Landesgartenschauen rechnen mit 250.000 Gästen, aber Wels braucht dazu keine Welser Landesgartenschau mit einem üblichen Werbebudget von 5 Millionen Euro und für die Schaugärten ist dann wie gewohnt zuwenig Geld übrig).

Und genau so muss das Welios organisiert werden. Beim Welios gibt's dazu schon erste Versuche. Jedes halbe Jahr eine Sonderschau. Besser wäre wahrscheinlich „Welios Frühjahr 2015", „Welios Sommer 2015",(...) „Welios Herbst 2017". Dazu ein Kugelspiel, eine Kugelspiel-Maschine (Erneuerbare Energie durch die BesucherInnen, die die Kugeln hinauftragen müssen), das vom Erdgeschoß bis zum Dachgeschoß von den großen und kleinen BesucherInnen laufend weitergebaut wird. Mit sicherem Baugerüst und alle dürfen mitbauen „Schau das hab ich letztes Mal gebaut" und „Fahrn wir wieder einmal hin". Das Kugelspiel MUSS jedes Jahr neu aufgebaut werden, sonst wird alles zu statisch und es gibt keinen Grund, es „heuer noch einmal“ zu erleben und „nächstes Jahr wieder“. Das Welios könnte einen Teil der Schau nur an geraden Kalendertagen zeigen und einen anderen Teil nur an geraden Tagen. Um das „ganze" Welios zu sehen MUSS kind ein zweites Mal kommen und wenn das erste Mal schon umwerfend war, dann gibt's wohl keinen Hinderungsgrund.

B) Das Welios braucht einen Abenteuerspielplatz „Erneuerbare Energie", aber keinen öden Nullachtfuffzehn EU-normgerechten Langweilplatz, sondern Action für Kids pur.
In Deutschland gibt es einen Hersteller von Spielplatzgeräten, der seine Ideen in so einem eigenen Abenteuerpark verwirklicht hat (Kulturinsel Einsiedel). Ich war schon zweimal dort, einmal als Zuhörer und einmal als Vortragender bei der dortigen Freizeitwelten-Fachtagung. Im sehenswerten Erlebnispark (nahe Görlitz am östlichsten Rand der Bundesrepublik Deutschland) gibt es keine strombetriebenen Fahrgeschäfte, er ist Abenteuerspielplatz zum Mitmachen in Reinkultur.  Wer mit Kindern hinfährt (und sie versäumen etwas, wenn sie nicht hindürfen) sollte einen ganzen Tag einplanen, Beschmutzung des Gewands einplanen und dort am eigenen Campingplatz oder im Baumhaushotel (mega urig, habe bestens geschlafen) übernachten und in den feuerbeheizten „Kannibalentöpfen“ baden. Einen Abenteuerspielplatz von diesem Unternehmen braucht das Welios, er wird/muss der Tollste von ganz Oberösterreich sein. 




C) Dazu passt auch ein Klettergarten der Extraklasse.
Auch der muss der Tollste von ganz Oberösterreich sein.
D) Die Entwicklung neuer Ausstellungsstücke muss in Wels passieren. 
Wo Kids in der Werkstätte mitarbeiten dürfen. Oder besser noch: Die Entwicklung neuer Ausstellungsstücke muss in ganz Oberösterreich passieren, in Schulen und Kindergärten. 
Gaaaanz am Anfang vor dem Start des Welios gab's es schon einmal so eine Aktion, sie ist leider eingeschlafen worden. Sie sollte zur Dauereinrichtung werden. Wer für das Welios denkt und arbeitet, fährt auch gerne hin. Und wieder: Es dürfen nicht alle Einreichungen gleichzeitig präsentiert werden, sondern nur Monat für Monat. Damit Abwechslung besteht und entsteht.

In Wels muss noch vieles ändern, in den Köpfen, bei den Köpfen, im Gemeinderat.




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